Glossar
Häufig gesuchte Begriffe zu ME/CFS, Long-COVID und Post-VAC-Syndrom
Dieses Glossar enthält häufig gesuchte Fachbegriffe und laienverständliche Begriffe im Zusammenhang mit Long-COVID, ME/CFS und dem Post-VAC-Syndrom. Zu jedem Begriff gibt es eine medizinisch präzise Definition und eine verständliche Erklärung für Patient:innen in kursiver Schrift. Die Liste ist alphabetisch sortiert.
Acetylcholin
Acetylcholin (ACh) ist ein essenzieller Neurotransmitter, der an der Reizübertragung zwischen Nerv und Muskel (neuromuskuläre Endplatte) und innerhalb des autonomen Nervensystems beteiligt ist. Er spielt eine wesentliche Rolle für die parasympathische Regulation (z. B. Herzfrequenzsenkung, Verdauungsanregung) und für Gedächtnisprozesse im zentralen Nervensystem. Bei ME/CFS und Long-COVID kann es zu Störungen in der autonomen Regulation kommen (Dysautonomie). Hier können Veränderungen im Acetylcholin-Stoffwechsel mitverantwortlich sein für Symptome wie Kreislaufprobleme, Herzrasen oder Verdauungsbeschwerden (z. B. POTS).
Acetylcholin ist ein chemischer „Botenstoff“ im Körper, der dafür sorgt, dass Muskeln sich zusammenziehen können und dass viele automatische Abläufe (z. B. Herzrhythmus, Verdauung) reibungslos funktionieren.
Autoantikörper
Autoantikörper sind fehlgeleitete Antikörper, die körpereigene Strukturen angreifen. In ME/CFS und Long COVID werden funktionelle Autoantikörper gegen Rezeptoren des autonomen Nervensystems diskutiert; bei etwa 30–40 % der ME/CFS-Patienten sind solche Autoantikörper (z. B. gegen β₁-, β₂-Adrenozeptoren oder M3/M4-Acetylcholinrezeptoren) nachweisbar.
Autoantikörper sind Abwehrstoffe des Körpers, die irrtümlich das eigene Gewebe angreifen. Sie könnten bei ME/CFS und Long-COVID eine Rolle spielen, indem sie wichtige Signalstellen im Körper stören.
Synonym: Funktionelle Autoantikörper
Apherese (Blutwäsche)
Apherese bezeichnet ein Blutreinigungsverfahren, bei dem bestimmte Bestandteile aus dem Blut gefiltert werden. In Studien zu ME/CFS wird beispielsweise die Immunadsorption eingesetzt, um krankmachende Autoantikörper aus dem Blut zu entfernen (cfc.charite.de) . Auch eine HELP-Apherese (zur Entfernung von Gerinnungsfaktoren und Mikrogerinnseln) wird experimentell bei Long-COVID erprobt.
Als Blutwäsche bezeichnet man Verfahren, bei denen Blut aus dem Körper geleitet, gereinigt und wieder zurückgegeben wird. So versucht man zum Beispiel schädliche Antikörper oder kleine Blutgerinnsel aus dem Blut von Long COVID- oder ME/CFS-Patienten zu entfernen.
Synonym: Immunadsorption, Plasmaaustausch
Belastungsintoleranz
Belastungsintoleranz beschreibt das Unvermögen, körperliche oder geistige Anstrengungen ohne nachfolgende Verschlechterung zu tolerieren. Bereits geringe Aktivität kann zu deutlicher Symptomverschlimmerung führen. Bei ME/CFS nennt man dies Post-Exertional Malaise (PEM).
Bei Belastungsintoleranz kann der Körper nur sehr wenig leisten, ohne anschließend mit einem regelrechten „Crash“ zu reagieren. Das heißt, wer darunter leidet, fühlt sich nach kleinen Aufgaben (z. B. Kochen, kurze Wege gehen) plötzlich viel schlechter, als es normalerweise zu erwarten wäre. Oft hält dieser Zustand dann mehrere Tage an, sodass Betroffene jede Aktivität ganz genau planen müssen.
Synonyme: Belastungsunverträglichkeit
Brain Fog (kognitive Störungen)
„Brain Fog“ (Gehirnnebel) bezeichnet kognitive Störungen wie reduzierte Denk- und Konzentrationsfähigkeit, Wortfindungs- oder Gedächtnisschwächen. Bei Long COVID und ME/CFS ist dieses Symptom häufig, oft begleitet von mentaler Erschöpfung.
Betroffene fühlen sich, als läge ein Nebel über ihren Gedanken: Konzentration und klares Denken fallen schwer, sie vergessen Dinge leicht und sind geistig viel langsamer als sonst.
Synonyme: Gehirnnebel, Kognitive Dysfunktion, Konzentrationsstörungen
Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS)
Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS) ist eine ältere Bezeichnung für ME/CFS, eine Erkrankung mit anhaltender, krankhafter Erschöpfung. Charakteristisch sind neben extremer Fatigue eine Verschlechterung nach Belastung (PEM), Schlafstörungen, Schmerzen und kognitive Einschränkungen.
Synonyme : Myalgische Enzephalomyelitis (ME), ME/CFS, Chronisches Erschöpfungssyndrom
Dysautonomie (autonome Dysfunktion)
Dysautonomie bezeichnet eine Fehlregulation des autonomen Nervensystems (z. B. Überaktivität des Sympathikus, Unteraktivität des Parasympathikus). Bei ME/CFS und Long-COVID führt das oft zu Herzrasen, Schwindel, Schwitzen oder Blutdruckschwankungen bei aufrechter Körperhaltung oder Magen-Darm/urogenitalen Motalitätsstörungen.
Bei einer Dysautonomie funktioniert das „automatische“ Nervensystem nicht richtig, sodass Puls, Blutdruck und andere Funktionen außer Kontrolle geraten können.
Synonyme: Autonome Dysregulation, Vegetative Funktionsstörung
Fatigue
Fatigue bezeichnet eine krankhafte, andauernde Form von Müdigkeit und Erschöpfung, die sich durch Ruhe oder Schlaf nur unzureichend bessert. Anders als normale „Alltagsmüdigkeit“ kann Fatigue sehr ausgeprägt sein und geht oft mit Konzentrationsproblemen oder allgemeiner Schwäche einher. Sie tritt bei vielen chronischen oder schweren Erkrankungen auf – unter anderem bei Krebserkrankungen, Autoimmunleiden und besonders bei ME/CFS, wo Fatigue das Leitsymptom ist. Die genauen Ursachen können vielfältig sein (z. B. chronische Entzündungsprozesse, hormonelle oder neurologische Veränderungen).
Fatigue ist eine extreme Form von Müdigkeit, die einfach nicht weggeht – egal, wie viel man sich ausruht. Betroffene fühlen sich anhaltend erschöpft und sind kaum belastbar. Dies tritt bei verschiedenen Krankheiten auf, zum Beispiel bei ME/CFS.
Synonyme: Krankhafte Erschöpfung, Chronische Müdigkeit
Fludrocortison
Fludrocortison ist ein synthetisches Mineralokortikoid, das den Salz- und Wasserhaushalt reguliert, indem es Natrium und Wasser im Körper zurückhält. So steigt das Blutvolumen und der Blutdruck. Bei orthostatischer Hypotonie (z. B. POTS) verbessert es Kreislaufstabilität.
Ein Medikament, das den Körper anregt, Salz und Wasser zu behalten, wodurch Blutvolumen und Blutdruck steigen. Das hilft Menschen mit Kreislaufproblemen beim Aufstehen.
Synonyme: Florinef (Handelsname), Mineralkortikoid
GPCR-Autoantikörper (G-Protein-Coupled Receptor Autoantibodies)
GPCR-Autoantikörper sind fehlgeleitete Antikörper, die körpereigene G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (z. B. β₁-, β₂-Adrenozeptoren oder Muskarinrezeptoren) attackieren und deren Funktion stören. Eine solche Autoimmunreaktion kann das autonome Nervensystem aus dem Gleichgewicht bringen, zum Beispiel Herzfrequenz, Blutdruck und andere Körperfunktionen beeinflussen. Bei ME/CFS und auch bei Long COVID werden solche GPCR-Autoantikörper vermehrt diskutiert. Sie könnten eine Rolle bei der Entwicklung von Symptomen wie POTS, Fatigue oder kognitiven Störungen spielen, da sie das autonome Nervensystem fehlsteuern.
Bestimmte Abwehrstoffe (Autoantikörper) greifen fälschlicherweise Rezeptoren im Körper an, die eigentlich für die Steuerung vieler Abläufe wichtig sind (z. B. Herzschlag, Blutdruck). Dadurch können Beschwerden wie Herzrasen, Kreislaufprobleme oder Erschöpfung entstehen.
Synonyme: G-Protein-gekoppelte Rezeptor-Autoantikörper
Guanfacin
Guanfacin (Guanfacine) ist ein α₂-Adrenozeptor-Agonist, der die Freisetzung von Noradrenalin verringert und so sympathische (Stress-)Reaktionen dämpft. Off-label kann es bei Dysautonomien wie PoTS eingesetzt werden, um Herzrasen, Unruhe und Konzentrationsstörungen zu lindern.
Ein Medikament, das die Stresswirkungen im Gehirn dämpfen und bei PoTS eingesetzt werden kann.
Synonyme: Intuniv (Handelsname)
Histaminintoleranz
Histamin ist ein körpereigener Botenstoff (biogenes Amin), der bei allergischen Reaktionen, Entzündungen und in der Magensäureproduktion eine Rolle spielt. Er wird vorrangig von Mastzellen und Basophilen freigesetzt und kann an H₁-, H₂-, H₃- und H₄-Rezeptoren zahlreiche Effekte entfalten: z. B. Gefäßerweiterung, Juckreiz, Magensäureproduktion. Viele Betroffene mit Long-COVID, Post-Vac oder ME/CFS berichten über eine neu aufgetretene Histaminintoleranz, besonders im Rahmen eines möglichen Mastzellaktivierungssyndroms (MCAS). Eine überschießende Histaminfreisetzung kann zu verstärkten Beschwerden wie Hautreaktionen, Herzrasen, Schwindel und Magen-Darm-Problemen führen, was häufig auch bei Long COVID und ME/CFS beobachtet wird.
Histamin ist eine Substanz, die der Körper unter anderem bei Allergien ausschüttet. Sie kann Rötungen, Juckreiz oder Schwellungen auslösen und auch den Kreislauf beeinflussen. Oft kann diese durch Long-COVID, Post-Vac oder ME/CFS ausgelöst werden
Ivabradin
Ivabradin blockiert selektiv den If-Kanal im Sinusknoten des Herzens und senkt so die Herzfrequenz, ohne den Blutdruck direkt zu beeinflussen. Off-label kann es bei POTS oder Long COVID eingesetzt werden, wenn Patienten unter anhaltendem Herzrasen leiden.
Ein Herzmedikament, das den Puls verlangsamt, ohne stark den Blutdruck zu senken. Es kann bei Menschen mit PoTS und niedrigen Blutdruck eingesetzt werden.
Synonyme: Procoralan (Handelsname)
LDA (Low-Dose Aripiprazol)
LDA steht für Low-Dose Aripiprazol, also Aripiprazol in geringer Dosierung (1–2 mg). Aripiprazol ist ein atypisches Antipsychotikum, das in minimaler Dosis möglicherweise neuroinflammatorische Prozesse und überschießende Immunaktivität lindert. Bei ME/CFS berichten manche Patienten über Besserungen in Fatigue, Brain Fog und Schlaf.
Ein sehr niedrig dosiertes Medikament, das eigentlich in der Psychiatrie eingesetzt wird. In winziger Menge soll es eventuell Entzündungen im Körper reduzieren und bei ME/CFS-Symptomen helfen.
Synonyme: Niedrig dosiertes Aripiprazol, Low-Dose Abilify
LDN (Low-Dose Naltrexon)
LDN ist Naltrexon in sehr niedriger Dosierung (1–5 mg). Normalerweise wird Naltrexon (50 mg) zur Suchtbehandlung eingesetzt. In geringer Menge wirkt es jedoch möglicherweise immunmodulierend und entzündungshemmend. Patienten mit ME/CFS, Long COVID und Fibromyalgie berichten teils über Symptomlinderung.
Ein Medikament, das in großer Dosis bei Suchtkrankheiten benutzt wird – doch in Mini-Dosis kann es das Immunsystem stabilisieren und Entzündungen abschwächen.
Synonyme:Niedrig dosiertes Naltrexon
Long-COVID
Sammelbegriff für anhaltende gesundheitliche Beschwerden, die mehr als vier Wochen nach der akuten COVID-19-Erkrankung bestehen oder neu auftreten. Häufige Symptome: Fatigue, Atemnot, Brain Fog, Schmerzen. Die Ursachen sind vielfältig (Autoimmunität, Entzündungen, Mikrogerinnsel usw.).
Long COVID bedeutet, dass man nach einer Corona-Infektion noch lange nicht wieder gesund ist. Betroffene fühlen sich oft wochen- oder monatelang erschöpft, haben Probleme mit Atmung, Konzentration und vielem mehr.
Synonyme: Post-COVID-Syndrom, COVID-Langzeitfolgen, PASC (Post-Acute Sequelae of COVID-19)
Long-COVID-Behandlung
Es gibt keine spezifische, allgemein anerkannte Heilbehandlung für Long-COVID. Die Therapie erfolgt symptomorientiert: Atemübungen, Physiotherapie, kognitive Rehabilitation, Medikamente, psychosoziale Unterstützung und vor allem das Pacing bei Belastungsintoleranz.
Eine spezielle Long-COVID-Wunderpille existiert nicht. Stattdessen werden die Symptome behandelt, zum Beispiel durch Trainings, Medikamente und Unterstützung im Alltag. Wichtig ist auch ein gutes Energiemanagement (Pacing).
Low-Dose Rapamycin
Rapamycin (Sirolimus) ist ein Immunsuppressivum und mTOR-Inhibitor, das in niedriger Dosierung experimentell bei ME/CFS und Long-COVID erforscht wird. Die Hoffnung ist, dass es chronische Entzündungen dämpft und zelluläre Prozesse normalisiert.
Ein Medikament, das normalerweise das Immunsystem nach Organtransplantationen unterdrückt. In winziger Dosierung wird es getestet, um Entzündungen bei ME/CFS und Long-COVID zu vermindern.
Synonyme: Sirolimus (niedrig dosiert)
Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS)
Das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) ist eine Störung, bei der Mastzellen – ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems – überschießend reagieren und übermäßig viele Botenstoffe wie Histamin, Leukotriene oder Prostaglandine freisetzen. Diese Botenstoffe können vielfältige Symptome auslösen, darunter Hautrötungen, Juckreiz, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Herzrasen oder Atemprobleme. Triggersituationen (z. B. Stress, bestimmte Nahrungsmittel, Temperaturwechsel) verstärken oft die Beschwerden. MCAS kann isoliert auftreten oder in Kombination mit anderen Erkrankungen wie ME/CFS oder Long-COVID, wo es die Gesamtbelastung der Patienten zusätzlich erhöht. Die Behandlung besteht meist aus einer Kombination von H₁-/H₂-Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren und der konsequenten Vermeidung individueller Auslöser.
Bei MCAS sind die Mastzellen im Körper überempfindlich und setzen zu viele entzündungsfördernde Stoffe frei. Diese Überreaktion kann sich auf viele Bereiche auswirken: von Hautausschlägen und Juckreiz über Herzklopfen und Kreislaufprobleme bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden. Viele Betroffene reagieren zudem empfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel oder Stress. Das Ganze kann auch bei anderen Erkrankungen wie Long-COVID oder ME/CFS zusätzlich für mehr Symptome sorgen.
Synonyme: Mastzellüberaktivität
ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom)
ME/CFS ist eine neuroimmunologische Multisystemerkrankung mit schwerer, anhaltender Fatigue und deutlicher Verschlechterung nach Belastung (PEM). Weitere Symptome umfassen kognitive Störungen (Brain Fog), Schlafstörungen, orthostatische Intoleranz und Schmerzen.
Eine Krankheit, bei der man ständig extrem erschöpft ist und sich schon nach kleinen Aktivitäten viel schlechter fühlt (sogenannter Crash). Viele Betroffene haben zusätzlich Kreislauf-, Schlaf- und Konzentrationsprobleme.
Synonyme: Myalgische Enzephalomyelitis (ME), Chronisches Fatigue-Syndrom, Chronic Fatigue Syndrome
Mestinon (Pyridostigmin)
Mestinon (Wirkstoff Pyridostigmin) hemmt das Enzym Acetylcholinesterase, wodurch mehr Acetylcholin im synaptischen Spalt bleibt. In der Neurologie wird es bei Myasthenia gravis eingesetzt. Off-label hilft es bei PoTS, indem es den Kreislauf über das autonome Nervensystem stabilisiert.
Mestinon verstärkt bestimmte Nervenreize, indem es den Abbau eines Botenstoffs hemmt. Es kann etwa gegen Schwindel und Herzrasen helfen, wenn man aufsteht.
Synonyme: Pyridostigmin
Mikrogerinnsel
Mikrogerinnsel sind kleinste Blutgerinnsel, die die Mikrozirkulation behindern können. Bei Long-COVID wurden solche resistenten Mikrogerinnsel nachgewiesen. Sie enthalten Entzündungsstoffe und können zu Sauerstoffmangel in Organen führen, was Fatigue, Brain Fog und weitere Beschwerden verschlimmert.
Kleine Blutpfropfen, die winzige Gefäße verstopfen und dadurch die Sauerstoffversorgung des Körpers stören. Bei Long-COVID scheint das eine Rolle zu spielen und kann Symptome verstärken.
Synonyme: Mikrothromben, Microclots
Midodrin
Midodrin (Gutron) ist ein α₁-Adrenozeptor-Agonist, der die Blutgefäße verengt und den Blutdruck erhöht. Bei PoTS oder orthostatischer Hypotonie vermeidet er Blutdruckabfälle beim Aufstehen und reduziert dadurch Schwindel und Ohnmachtsanfälle.
Midodrin steigert den Blutdruck, indem es die Gefäße enger macht. So können Menschen mit PoTS beim Aufstehen besser im Stehen bleiben.
Synonyme: Gutron (Handelsname)
Nebivolol
Nebivolol ist ein Beta-1-selektiver Betablocker mit zusätzlicher gefäßerweiternder Wirkung (vermittelt durch Stickstoffmonoxid). Er wird bei Bluthochdruck eingesetzt und off-label bei PoTS oder Long-COVID, um Herzfrequenz und Blutdruck zu regulieren und das Herz-Kreislauf-System zu entlasten.
Ein moderner Betablocker, der den Puls verlangsamt und zugleich die Blutgefäße entspannen kann. Bei Herzrasen oder Kreislaufproblemen (z. B. durch POTS) kann das helfen.
Synonyme: Nebilet (Handelsname)
NSE (Neuronenspezifische Enolase)
Die neuronenspezifische Enolase (NSE) ist ein Enzym, das v. a. in Nervenzellen und neuroendokrinen Zellen vorkommt. Erhöhte NSE-Werte im Blut oder Liquor können auf neuronale Schädigungen hinweisen. Obwohl NSE kein Standardmarker für ME/CFS oder Long-COVID ist, werden neuronale Veränderungen und mögliche Schädigungen des zentralen oder peripheren Nervensystems in der Forschung diskutiert.
NSE ist ein Stoff, der vor allem in Nervenzellen zu finden ist. Wenn Nervenzellen beschädigt oder gestresst sind, kann dieser Wert ansteigen und zeigt oft an, dass etwas im Nervensystem nicht in Ordnung ist.
Synonyme: Neuronenspezifische Enolase
Orthostatische Intoleranz
Orthostatische Intoleranz ist die Unverträglichkeit längeren Stehens oder raschen Aufrichtens, meist durch eine Kreislaufdysregulation. Symptome sind Schwindel, Herzrasen, Schwäche und Ohnmachtsgefühle. Sie tritt häufig bei ME/CFS, Long-COVID in Folge einer Dysautonomie auf.
Beim Aufstehen sackt das Blut in die Beine, der Körper kann das nicht gut ausgleichen, und man bekommt Herzklopfen, Schwindel oder Schwarzwerden vor Augen.
Synonyme: Orthostaseintoleranz, Kreislaufdysregulation, Orthostase-Syndrom
Pacing
Pacing ist eine Strategie zur Aktivitätssteuerung bei ME/CFS und Long-COVID. Betroffene achten streng auf ihre körperliche und geistige Belastungsgrenze, um Abstürze (Crashs) durch PEM zu vermeiden. Dazu gehört das Führen von Aktivitätstagebüchern, geplante Ruhephasen und ggf. Nutzung von Herzfrequenzmessern, um Überlastung vorzubeugen. Pacing ist die Basis jeder anderen Therapie.
Pacing heißt, seine Kräfte so einzuteilen, dass man sich nicht übernimmt. Man macht immer wieder Pausen und beobachtet, wann der Körper eine Belastung nicht mehr verkraftet.
Synonyme: Energieeinteilung, Belastungsmanagement
Pacing-Begleitung
Pacing-Begleitung meint die professionelle Unterstützung durch Therapeuten oder Coaches, die Patienten beim Erlernen und Anwenden von Pacing anleiten. Dazu zählen das Erstellen individueller Aktivitäts-Ruhe-Pläne, das gemeinsame Analysieren von Symptomen und das schrittweise Finden eines machbaren Alltagsrhythmus.
Eine Fachperson hilft Betroffenen, ihre Energie sinnvoll einzuteilen und Crashs zu vermeiden. Man bekommt einen strukturierten Plan und regelmäßige Rückmeldungen, um Pacing optimal umzusetzen.
Synonyme: Pacing-Training, Angeleitetes Pacing
PEM (Post-Exertional Malaise)
Post-Exertional Malaise (PEM) ist die Verschlechterung des Krankheitszustands nach geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung, mit oft zeitlich verzögertem Einsetzen (Stunden bis Tage). Dieses Leitsymptom tritt v. a. bei ME/CFS auf und beinhaltet starke Fatigue, Schmerzen, Brain Fog und eine allgemeine „Crash“-Situation. PEM kann bei Long-COVID und Post-Vac auftreten, eine Latenzzeit von über 24 kommt allerdings meistens nur bei ME/CFS vor.
PEM heißt, dass man nach selbst kleiner Aktivität total „abstürzt“ – man fühlt sich noch viel erschöpfter und kränker als zuvor, und diese Phase kann tagelang anhalten und auch erst verzögert auftreten.
Synonyme: Belastungsinduzierte Verschlechterung, Post-Exertionelle Malaise, PENE (Post-Exertional Neuroimmune Exhaustion), PESE (Post-Exertional Symptom Exacerbation)
Post-COVID-Syndrom (PCS)
Post-COVID-Syndrom oder Post-COVID-19 Condition meint Beschwerden, die länger als drei Monate nach einer COVID-19-Infektion fortbestehen. Die Symptome überschneiden sich mit Long-COVID. PCS ist jedoch die offizielle Bezeichnung.
Ein anderer Begriff für Langzeitfolgen nach Corona. Wenn man viele Wochen nach einer Infektion noch verschiedene Symptome hat, spricht man vom Post-COVID-Syndrom.
Synonyme: Post-COVID-19-Condition
Post-Vac-Syndrom
Das Post-Vac-Syndrom beschreibt anhaltende Beschwerden, die nach einer COVID-19-Impfung auftreten und Long-COVID-ähnliche Symptome zeigen – jedoch ohne vorherige Infektion mit SARS-CoV-2. Betroffene leiden zum Beispiel unter starker Erschöpfung (Fatigue), Herzrasen, Kreislaufbeschwerden und neurologischen Problemen (z. B. „Brain Fog“). Die genauen Ursachen sind bislang nicht geklärt; vermutet werden überschießende Immunreaktionen oder Autoimmunprozesse. Die Forschung dazu läuft aktuell auf Hochtouren.
Das Post-Vac-Syndrom ähnelt Long-COVID, tritt jedoch nach der Impfung auf statt nach einer Corona-Infektion. Betroffene fühlen sich oft monatelang erschöpft, haben Herzrasen oder Konzentrationsprobleme – genau wie bei Long COVID.
Synonyme: Post-Vakzin-Syndrom, Long-COVID durch Impfung
PoTS (Posturales orthostatisches Tachykardie-Syndrom)
PoTS ist eine spezielle Form der orthostatischen Intoleranz. Dabei steigt die Herzfrequenz beim Wechsel vom Liegen oder Sitzen ins Stehen um mindestens 30 Schläge pro Minute im Verlauf an. Zu den typischen Symptomen gehören Herzrasen, Schwindel, Benommenheit und mitunter Übelkeit. PoTS kann eigenständig auftreten, jedoch auch im Zusammenhang mit ME/CFS oder Long-COVID beobachtet werden. Grund dafür ist meistens eine Fehlregulation des autonomen Nervensystems, bei der der Körper die aufrechte Körperhaltung nicht mehr richtig kompensiert.
Wenn Betroffene aufstehen, schießt der Puls in die Höhe und geht nicht mehr runter. Sie fühlen sich zittrig, ihnen wird schwindelig, das Herz klopft stark – das nennt sich PoTS. Besonders häufig findet man dieses Kreislaufproblem bei ME/CFS und Long COVID.
Synonyme: Posturales Tachykardie-Syndrom
Prolongierte Rekonvaleszenz
„Prolongierte Rekonvaleszenz“ heißt, dass sich die Genesungszeit nach einer Krankheit ungewöhnlich in die Länge zieht. Nach COVID-19 kann dies ein Frühstadium von Long-COVID sein, wenn Betroffene auch nach Wochen noch nicht wieder fit sind.
Die Erholungsphase nach einer Infektion dauert länger als erwartet. Man fühlt sich noch Wochen oder sogar Monate nach der Infektion krank und abgeschlagen.
Synonyme: Verlängerte Genesungsphase
Propranolol
Propranolol ist ein nicht-selektiver Betablocker, der sowohl Beta-1- als auch Beta-2-Adrenozeptoren blockiert. Er kann die Blut-Hirn-Schranke passieren. Ursprünglich wird Propranolol bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt, aber auch zur Migräneprophylaxe. Off-label findet man Propranolol häufig im Einsatz gegen Prüfungsangst, weil er die körperlichen Stresssymptome wie Herzklopfen und Händezittern dämpft. Beim Posturalen orthostatischen Tachykardie-Syndrom (POTS) kann Propranolol helfen, die Herzfrequenz zu stabilisieren und Symptome wie Herzrasen zu mildern.
Propranolol verringert den Puls und den Blutdruck, weil es das „Stress-System“ des Körpers bremst. Das lindert Herzklopfen und Zittern. Es wird also oft bei PoTS, Angstgefühlen oder Migräne eingesetzt.
Synonyme: Inderal (Handelsname)
S100
S100 ist eine Familie von Calcium-bindenden Proteinen, die in verschiedenen Zelltypen vorkommen (z. B. S100B in Astrozyten und Schwann-Zellen des Nervensystems). Erhöhte S100-Spiegel können bei Hirnschädigungen und Entzündungen auftreten. S100B gilt teils als Marker für ZNS-Schädigung oder -Stress. Ähnlich wie NSE wird S100 (z. B. S100B) nicht routinemäßig in der Diagnose von ME/CFS oder Long COVID verwendet. Jedoch könnte es in Forschungsstudien ein Hinweis auf mögliche Hirn- oder Nervenschädigungen sein, insbesondere wenn Verdacht auf neuroinflammatorische Prozesse besteht.
S100 ist eine Gruppe von Eiweißen, die in bestimmten Zellen des Nervensystems vorkommen. Ist das Gehirn oder das Nervengewebe gestört oder verletzt, kann der Wert von S100 ansteigen.
Synonyme: S100B
Small Fiber Neuropathy (SFN)
Small Fiber Neuropathy (SFN) ist eine Erkrankung, bei der dünne, schmerzleitende und autonom-regulierende Nervenfasern geschädigt werden. Betroffene leiden oft unter neuropathischen Schmerzen, Brennen, Kribbeln (Parästhesien) oder autonomer Dysfunktion (z. B. Kreislaufprobleme, Schwitzen, Herzfrequenzanomalien). In einigen Studien wurde bei ME/CFS-Patient:innen und auch bei Long COVID-Fällen eine Small Fiber Neuropathy festgestellt. Die Schädigung dieser kleinen Nervenfasern könnte manche Symptome erklären, wie Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Probleme beim Kreislauf (POTS).
Bei einer Small Fiber Neuropathy sind die feinen Nervenfasern betroffen, die z. B. Schmerz und Temperatur leiten oder den Kreislauf steuern. Das kann zu Missempfindungen wie Brennen oder Kribbeln und manchmal zu Problemen mit Puls und Blutdruck führen.
Synonyme: Small Fiber-Neuropathie, Dünnfaserneuropathie
Sympathikusüberaktivierung
Eine dauerhafte Übererregung des Sympathikus, des „Stressnervensystems“. Folge sind schneller Puls, erhöhter Blutdruck, Schlafstörungen, Unruhe, Schwitzen, Verdauungsprobleme. Häufig bei POTS, ME/CFS und Long COVID zu beobachten.
Laienverständliche Erklärung
Der Körper ist in Daueralarm. Man fühlt sich gehetzt und gestresst, das Herz schlägt schnell, man schwitzt leicht und schläft schlecht.
Synonyme: Erhöhter Sympathikotonus
VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor)
VEGF ist ein Wachstumsfaktor, der das Gefäßwachstum (Angiogenese) und die Durchblutung fördert. Er spielt bei der Wundheilung und bei Tumorbildung eine Rolle, da er das Wachstum von Blutgefäßen anregt. Eine Über- oder Unterproduktion kann pathologische Prozesse anstoßen oder begünstigen. Störungen in der Mikrozirkulation und Anomalien in der Gefäßneubildung werden als mögliche Ursachen für anhaltende Erschöpfung oder Sauerstoffmangel in bestimmten Geweben diskutiert. Veränderungen der VEGF-Konzentrationen könnten daher bei ME/CFS und Long-COVID eine Rolle spielen, insbesondere wenn es um Mikrogerinnsel oder eingeschränkte Durchblutung geht.
VEGF ist ein Stoff, der dem Körper signalisiert, neue Blutgefäße zu bilden und die Durchblutung zu verbessern. Das hilft bei der Heilung von Verletzungen, kann aber auch bei manchen Krankheiten überaktiv sein.
Synonyme: Vascular Endothelial Growth Factor