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  • AutorenbildDr. med. Kristina Schultheiß

Unter der Lupe - Ein genauer Blick auf verschiedene wissenschaftliche Publikationen: Nikotinpflaster

Aktualisiert: 4. Juni

Artikel: What is the impact of nicotine on the Post-COVID-19 syndrome - a severe impairment of acetylcholine-orchestrated neuromodulation: A case series.


Tafel mit Nikotin-Molekül darauf gemalt
Die chemische Formel von Nikotin

Die potenzielle Rolle von Nikotinpflastern in der Behandlung des Post-COVID-19-Syndroms

Das Post-COVID-19-Syndrom, oft als "Long-COVID" bezeichnet, stellt weiterhin eine bedeutende Herausforderung für Patienten und das Gesundheitssystem dar. Die Symptome reichen von Fatigue und Belastungsintoleranz bis hin zu neurokognitiven Beeinträchtigungen ("brain fog") und können die Lebensqualität erheblich beeinflussen. Eine interessante therapeutische Option, die in jüngster Zeit Aufmerksamkeit erregt hat, ist die Verwendung von Nikotinpflastern. In diesem Beitrag werde ich eine kürzlich durchgeführte Studie diskutieren, die die Wirkung von Nikotin auf die neuromodulatorischen Prozesse bei Patienten mit Post-COVID-19-Syndrom untersucht. Sie bleibt jedoch aktuell die einzige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Therapieoption.


Hintergrund und Hypothese

Das Post-COVID-19-Syndrom umfasst Symptome, die auch lange nach dem Abklingen der ursprünglichen viralen Infektion fortbestehen. Es gibt Hinweise darauf, dass das SARS-CoV-2-Virus spezifisch mit den nikotinischen Acetylcholinrezeptoren (nAChRs) interagieren könnte, die eine zentrale Rolle in der neuronalen Signalübertragung spielen. Die Hypothese dieser Studie basiert auf der Annahme, dass das Virus die Funktion dieser Rezeptoren stört, ähnlich seiner Interaktion mit den ACE2-Rezeptoren. Nikotin, das eine höhere Bindungsaffinität zu nAChRs aufweist als der natürliche Neurotransmitter Acetylcholin, könnte potenziell die durch das Virus verursachte Hemmung dieser Rezeptoren aufheben.


eine Frau, die sich ein Nikotinpflaster aufklebt
Applikation eines Nikotinpflasters

Studiendesign und Methodik

Die Studie umfasste eine Fallserie von Patienten, die an anhaltenden Symptomen nach einer COVID-19-Infektion litten. Die Teilnehmer wurden mit Nikotinpflastern behandelt, die eine kontrollierte Menge an Nikotin abgaben, um die mögliche Wiederherstellung der nAChR-Funktion zu untersuchen. Die Forscher bewerteten die Veränderungen in den Symptomen der Patienten über mehrere Wochen hinweg, wobei sie besonderes Augenmerk auf Verbesserungen der kognitiven Funktionen und der allgemeinen Energielevel legten.


Ergebnisse und Beobachtungen

Die vorläufigen Ergebnisse der Studie zeigten bei einigen Teilnehmern eine Verbesserung der Symptome. Insbesondere wurde berichtet, dass sich kognitive Funktionen wie Gedächtnis und Konzentration bei einer signifikanten Anzahl von Patienten verbesserten. Darüber hinaus berichteten einige Patienten von einer Verringerung der Müdigkeit und einer besseren Kontrolle über ihre Atembeschwerden.


Diskussion und potenzielle Implikationen

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Nikotinpflaster eine Rolle in der Modulation der gestörten neuronalen Kommunikation spielen könnten, die bei Patienten mit Post-COVID-19-Syndrom beobachtet wird. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Behandlung unter strenger medizinischer Aufsicht stehen sollte, da Nikotin selbst abhängig machen kann und nicht frei von Nebenwirkungen ist. Eine Therapie mit Nikotinpflastern ist auch bei der sehr unterschiedlichen Pathogenese von Long-COVID nicht für jeden Patienten geeignet. Weiter ist bei der Studie zu sagen, dass Sie keine große Aussagekraft hat, da es sich im eine Fall-Report-Studie handelt, welche weniger wissenschaftlichen Wert haben also z.B. randomisierte kontrollierte Studien (RCTs). Weitere Forschungen und kontrollierte klinische Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapie zu bestätigen.


Fazit

Obwohl die Verwendung von Nikotinpflastern zur Behandlung von Long-COVID noch in den Kinderschuhen steckt, bietet sie einen potenziell vielversprechenden Ansatz zur Linderung einiger der hartnäckigen Symptome, die mit dieser Zustand verbunden sind. Wie bei allen neuen Therapien ist jedoch Vorsicht geboten, und es wird eine gründliche Untersuchung und Validierung benötigt, bevor sie als Standardbehandlungsoption in Betracht gezogen werden kann.


Für Patienten und Angehörige, die mehr über innovative Ansätze zur Behandlung des Post-COVID-19-Syndroms erfahren möchten, bleibt es entscheidend, eng mit Gesundheitsdienstleistern zusammenzuarbeiten und auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben


Studie:

Leitzke M. What is the impact of nicotine on the Post-COVID-19 syndrome - a severe impairment of acetylcholine-orchestrated neuromodulation: A case series. Research Square; 2022. DOI: 10.21203/rs.3.rs-2063399/v1.

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