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AutorenbildDr. med. Kristina Schultheiß

Ich glaube mein Darm leckt... was ist das "leaky gut"-Syndrom und wie hängt es mit Long-COVID und ME/CFS zusammen?

Das "leaky gut"-Syndrom als Quelle "stiller" Entzündungen, insbesondere bei Long-COVID und ME/CFS.

mehrere hände mit einem darm

Was ist ein "durchlässiger Darm"?

Das "leaky gut"-Syndrom ist eine Erkrankung bei der es zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut kommt. Dadurch können ungünstige oder schädliche Substanzen wie Toxine, Bakterien und unverdaute Nahrungsbestandteile in den Blutkreislauf gelangen und Entzündungsreaktionen im Körper auslösen ("silent inflammation").


Die genaue Ursache des "leaky gut"-Syndrom ist noch nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass eine Reihe von Faktoren zu der Barrierestörung beitragen können, wie z.B. eine unausgewogene Ernährung, Stress, Umweltgifte und eine Fehlbesiedelung des Darms (Dysbiose). Es wird auch angenommen, dass chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa mit einem erhöhten Risiko für "leaky gut" assoziiert sind. Was hier Henne und was Ei ist kann man nicht genau sagen...


Die Symptome des "leaky gut"-Syndroms können sehr unterschiedlich sein und reichen von Blähungen, Bauchschmerzen, Müdigkeit, Hautausschlägen bis hin zu Gelenkschmerzen und chronischen Entzündungen. Die Diagnose des "leaky gut"-Syndroms kann schwierig sein, da es keine spezifischen Tests gibt, um es zu identifizieren. Eine genaue Diagnose kann nur durch eine Kombination von Symptomen, klinischen Untersuchungen und spezifischen Tests erfolgen.


Wie kann der "leaky gut" eine "silent inflammation" auslösen?

Die "silent inflammation" oder "stille/heimliche Entzündung" ist eine Form der chronischen Entzündung, die im Körper auftritt, ohne dass offensichtliche Symptome vorhanden sind. Diese Entzündung kann aufgrund von Faktoren wie Stress, schlechter Ernährung, Umweltverschmutzung und chronischen Krankheiten auftreten, aber auch mit einem "leaky gut" assoziiert sein. Es wird angenommen, dass eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms dazu beitragen kann, "silent inflammation" im Körper zu fördern. Dies liegt daran, dass unerwünschte Substanzen in den Blutkreislauf gelangen und das Immunsystem aktivieren. Wenn das Immunsystem aktiviert oder überlastet wird, können Entzündungen im Körper ausgelöst werden, die zu einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen beitragen können. "Silent inflammation" kann z.B. Atherosklerose fördern, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 auslösen, chronische Schmerzen hervorrufen, Autoimmunerkrankungen und Allergien provozieren und sogar zu depressiven Verstimmungen führen!


Wie ist der Zusammenhang zu Long COVID und ME/CFS?

Im Kontext von Long-COVID und ME/CFS kann ein Leaky-Gut-Syndrom die bestehende Symptomatik erheblich verstärken. Chronische Entzündungen, die durch die Darmschädigung entstehen, könnten Fatigue, Schmerzen und kognitive Beeinträchtigungen verschlimmern.


Darüber hinaus wird vermutet, dass ein durchlässiger Darm das Immunsystem weiter destabilisieren und Autoimmunprozesse fördern könnte, was bei Long-COVID und ME/CFS eine wichtige Rolle spielt. Diese Autoimmunreaktionen können zu anhaltenden Entzündungen und zur Fehlfunktion von Organen und Systemen im Körper führen, was die Regeneration erschwert. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass die Mitochondrien, die Energiezentralen der Zellen, durch ein Leaky-Gut-Syndrom in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, was die bei ME/CFS häufig beobachtete Mitochondriopathie weiter verstärken könnte.


Was kann ich gegen das "leaky gut" Syndrom und "silent inflammation" tun?

Die Behandlung des "leaky gut"-Syndrom umfasst in erster Linie die Wiederherstellung einer gesunden Darmfunktion. Dazu gehört die Umstellung auf eine antientzündliche Ernährung, die Vermeidung von Nahrungsmitteln, die das "leaky gut"-Syndrom verschlimmern können (wie stark verarbeitete Lebensmittel), sowie die tägliche Einnahme von probiotischen und präbiotischen Lebensmitteln, um die Darmflora zu unterstützen. Dies macht man am Besten durch fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut, Kimchi und vieles mehr!


Es gibt ebenfalls Studien, die eine probiotische Therapie mit E. coli Nissle 1917 oder eine Therapie mit Zink als hilfreich erachten. Auch die Reduzierung von Stress und die Vermeidung von Umweltgiften kann helfen, die Symptome des "leaky gut"-Syndrom und der "silent inflammation" zu lindern und sie sogar zu heilen.


Fazit:

Obwohl das "leaky gut"-Syndrom noch ein relativ neues Konzept ist und noch weitere Forschung nötig ist, gibt es Hinweise darauf, dass es eine wichtige Rolle bei der Entstehung von chronischen Erkrankungen spielen kann. Es ist wichtig, die Symptome des "leaky gut"-Syndrom ernst zu nehmen und eine frühzeitige ganzheitliche Behandlung zu iniitieren, um mögliche Folgeerkrankungen zu vermeiden. Änderungen des Lebensstils haben hier die Besten Ergebnisse.

frau die ein herz mit ihren händen vor ihrem bauh formt
Mehr Liebe für unseren Darm, das "zweite Gehirn"

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