Sind Long-COVID und "silent inflammation" ein und dasselbe, oder ist das die ganze Erkrankung doch komplexer?
Eine "Inflammation" ist auf Deutsch ganz einfach eine Entzündung; in der akuten Phase einer Infektion ist sie ein wichtiger Prozess des Körpers zur Bekämpfung von in der Regel Bakterien. Wenn sich jedoch Entzündungen im Körper chronifizieren, d.h. dauerhaft vorhanden sind kann dies zu vielen verschiedenen Problemen und Erkrankungen führen. Eine Sonderform der chronischen Entzündung ist die "heimliche" oder "stille Entzündung" - die "silent Inflammation", welche auch als einer der Auslöser von Long-COVID diskutiert wird.
Was ist "silent inflammation"?
"silent inflammation" ist sozusagen eine Sonderform der chronischen Entzündung, die oft ohne offensichtliche Symptome auftritt. Im Gegensatz zu akuten Entzündungen, die durch sichtbare Symptome wie Rötungen, Schwellungen und Schmerzen erkennbar sind, verläuft die "silent inflammation" häufig still und unerkannt, kann aber genauso viel gesundheitlichen Schaden anrichten. "silent inflammation" wird häufig durch Faktoren wie Übergewicht, ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung und Stress begünstig und kann zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen einschließlich Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und auch Krebs führen.
Was verbindet "silent inflammation" und Long-COVID?
Es gibt Hinweise darauf, dass "silent inflammation" bei Long-COVID eine Rolle spielen kann, es ist zumindest eine der Entstehungstheorien. Eine Studie aus dem Jahr 2020 hat z.B. gezeigt, dass PatientInnen mit Long-COVID eine höhere Rate an Entzündungsmarkern im Blut aufweisen als PatientInnen ohne Long-COVID. Man nimmt einerseits persistierende Virusreservoirs bzw. eine Spikopathie, andererseits ein fehlgeleitetes Immunsystem als Grund dafür an. Dies spricht für eine "silent inflammation" als eine Grundlage für Long-COVID, zumindest bei diesem PatientInnen-Cluster. Die langfristigen Auswirkungen von "silent inflammation" bei Long-COVID sind derzeit noch nicht vollständig verstanden.
Andererseits gibt es viele weitere Theorien für die Entstehung von Long-COVID wie z.B. direkte Virusschäden, Organentzündungen, Nährstoffmangel, Mitochondropathien, "Microclots" und Autoimmunreaktionen. D.h. wie nicht anders erwartet ist die Entstehung eines Post-COVID-Zustandes komplexer als nur die chronische Entzündungsreaktion. Die langfristigen Auswirkungen von "silent inflammation" bei Long-COVID sind derzeit noch nicht vollständig verstanden.
Wie kann man "silent inflammation" behandeln?
Um eine chronische Entzündung zu behandeln, ist es wichtig, die zugrunde liegenden Ursachen zu identifizieren und anzugehen.
Bei einer vermuteten Viruspersistenz kann versucht werden mit entgiftenden Methoden oder einer Heilfastentherapie das Virus vollständig auszuleiten. Bei einem fehlregulierten Immunsystem kann versucht werden, dieses wieder "in die richtige Bahn" zu leiten. Einige Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3-Fettsäuren, Curcumin und Vitamin D und viele weitere können dabei helfen und wirken antioxidativ, antientzündlich und immunsystemregulierend.
Ein gesunder Lebensstil, der regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene und antientzündliche Ernährung und Stressreduzierung umfasst und ausreichend Schlaf kann ebenfalls helfen "stille Entzündungen", ob durch Long-COVID ausgelöst oder nicht, im Körper zu reduzieren.
Fazit:
"silent inflammation" spielt bei bei Long-COVID eine wichtige Rolle, die Entstehung der Erkrankung ist jedoch weitaus komplexer. Es ist jedoch nicht nur bei Long-COVID wichtig, Entzündungen im Körper zu reduzieren, um langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Dabei hilft vor allem ein gesunder Lebensstil und die richtige Ernährung.
Hallo Frau Schultheiss,
macht sich eine Silent Inflammation immer im Blutbild bemerkbar oder könnte sie auch sozusagen „unter dem Radar“ daherkommen?
Herzlichen Dank für Ihre Auskunft.
Jutta Wagner