Heilfasten als ergänzende Methode zur Long-COVID-Behandlung - ein Selbstversuch
von Dr. med Kristina Schultheiß & Sandra Dukorn - ausgebildete Fastenbegleiterin
Heilfasten ist eine bewährte alternative Methode zur Reinigung und Entschlackung des Körpers, zur Behandlung einer Darmdysbiose und zur Unterstützung des Immunsystems. Die positiven Wirkungen gehen einerseits auf die Umstellung des Stoffwechsels auf Ketose, andererseits auf die Induktion von Autophagie - der Selbstregeneration des Körpers zurück.
Alles in allem kennt man bereits die antientzündliche und immunsystemregulierende Wirkung von Heilfasten und die positiven Wirkungen der Ketose auf die Kognition, warum sich also diese Eigenschaften nicht auch bei Long-COVID zu Nutze machen? Ich habe es ausprobiert!
Was ist Heilfasten?
Es gibt verschiedene Arten von Heilfasten, an die man sich heranwagen kann, darunter Wasserfasten, Buchinger-Fasten, Saftfasten und intermittierendes Fasten.
Wasserfasten ist die radikalste Form des Heilfastens, bei dem man nur Wasser trinkt und keine feste Nahrung zu sich nimmt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es auch das schwierigste und fordernste Form des Fastens ist. Sie sollte nur bei leichten Formen der Erkrankung oder Patienten mit Vorerfahrung im Fasten eingesetzt werden.
Das Buchinger-Fasten ist eine bekannte Form des therapeutischen Heilfastens, die ihren Ursprung in den 1920er Jahren hat und nach dem deutschen Arzt Dr. Otto Buchinger benannt ist. Es basiert auf einer Kombination aus Nahrungsverzicht und einer gezielten Entschlackung des Körpers. Beim Buchinger Fasten wird komplett auf feste Nahrung verzichtet. Stattdessen werden dem Körper ausschließlich frisch klare Brühe, Tees und Wasser zugeführt. Dies kann für Long-COVID-Patienten die Beste Variante des Fastens sein, da sie schonender ist als Wasserfasten aber dennoch sehr effektiv ist.
Saftfasten ist eine Form des Fastens, bei der feste Nahrung vollständig durch frisch gepresste Säfte ersetzt wird. Es ist eine beliebte Methode, um den Körper zu entgiften, Gewicht zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Beim Saftfasten werden verschiedene Obst- und Gemüsesorten zu Säften verarbeitet, die dem Körper wichtige Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme liefern. Obstsäfte sind jedoch oft zu hochkalorisch um eine Autophagie zu induzieren und sich die Vorteile des Heilfastens zu Nutze zu machen. Daher sind die anderen Fasten-Formen für Long-COVID-PatientInnen besser geeignet.
Intermittierendes Fasten bezieht sich auf das Reduzieren der Nahrungsaufnahme auf einen bestimmten Zeitraum pro Tag oder Woche. Populär ist z.B. das 16:8-Fasten. Es kann aber auch zum Beispiel an einigen Tagen der Woche die Kalorienaufnahme auf 500-600 Kalorien pro Tag reduziert werden und an den anderen Tagen normal gegessen werden
Ist Fasten nicht gefährlich?
Nein. Unter medizinischer Anleitung ist eine Fastenkur für den "gesunden" und "fitten" Menschen zwar eine Belastung, aber nicht gefährlich. Es ist jedoch in jedem Fall wichtig sicherzustellen, dass man während des Fastens ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte zu sich nimmt, da der Körper zwar auf Kalorien, aber nicht so gut auf Flüssigkeit verzichten kann.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass Heilfasten nicht für jeden geeignet ist. Unter bestimmten medizinische Umständen oder bei einer Schwangerschaft, kann eine Fastenkur zur Besserung des Wohlbefindens nicht geeignet sein.
Welche positiven Eigenschaften kann Heilfasten generell haben?
Entgiftung: Heilfasten kann dabei helfen, den Körper von Giftstoffen und Schadstoffen zu reinigen, die möglicherweise eine Entzündungsreaktion im Körper auslösen. Indem man seinen Stoffwechsel durch die Ketose von anabol (Aufbau) auf katabol (Regeneration) umstellt, benutzt der Körper seine Energie, Toxine zu eliminieren und sich zu regenerieren.
Regeneration: Durch die Umstellung des Stoffwechsels auf die Regeneration können nun nicht mehr funktionsfähige Körperzellen oder Mitochondrien ("Kraftwerke der Zelle") abgebaut und aussortiert werden (Induktion der Autophagie). So können auch Mitochondropathien behandelt werden.
Stärkung des Immunsystems: Heilfasten kann dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken, indem es den Körper von Toxinen und schädlichen Bakterien befreit, die das Immunsystem belasten können. Ebenfalls wird das Immunsystem beim Fasten durch Ketone mit sehr hochwertiger Energie versorgt, welche im Gegensatz zu Glucose nicht proinflammatorisch wirken.
Verbesserung einer Dysbiose: Heilfasten kann dazu beitragen, den Darm zu reinigen und die Verdauung zu verbessern, indem es den Körper von Toxinen und ungünstigen befreit, die im Darmtrakt gesammelt werden. Nach einer Fastenkur kann der Darm dann mit günstigen Bakterien leichter wieder neu besiedelt werden.
Verbesserung der kognitiven Funktionen: Heilfasten kann die kognitiven Funktionen verbessern, indem es das Gehirn von schädlichen Toxinen befreit und das Wachstum neuer Gehirnzellen stimuliert. Viele Menschen beschreiben eine Verbesserung von Konzentration und Gedächtnis oder eine geistige Klarheit sobald sich der Körper auf Ketose umgestellt hat.
Was ist Long-COVID?
Der Begriff Long-COVID bezieht sich auf die lang anhaltenden Symptome, die nach einer COVID-19-Infektion auftreten können. Diese Symptome können neben vielen anderen Erschöpfung ("fatigue", "PEM"), Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Gedächtnisprobleme ("brain fog") umfassen. Die genaue Ursache von Long-COVID ist noch nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass es Entzündungsreaktionen bzw. ein fehlreguliertes Immunsystem (bzw. Autoimmunität) neben anderen Faktoren wie Nährstoffmangel oder Dysautonomien eine wichtige Rolle spielt.
Wie kann mit Heilfasten bei Long-COVID helfen?
Heilfasten kann bei Long-COVID im Sinne der Entgiftung dabei helfen, den Körper von Giftstoffen und Schadstoffen zu reinigen, die möglicherweise eine Entzündungsreaktion im Körper auslösen. Dies führt zu einer Reduzierung von Entzündungen im Körper und zur Förderung der Heilung von Long-COVID.
Auch kann die induzierte Ketose durch ihre antiinflammatorischen Eigenschaften helfen, das überschießende Immunsystem wieder zu regulieren. Da man ebenfalls davon ausgeht, dass eine Dysbiose des Darmes mit Long-COVID assoziiert ist, kann sich eine Heilfastentherapie durch die Verbesserung der Dysbiose auch auf diesem Wege auch positiv auf Long-COVID auswirken. Und zuletzt kann sich die Induktion von Ketose positiv auf "brain fog" und andere kognitive Symptome auswirken, da Ketone das Gehirn mit hochwertigerer Energie als Glucose versorgen und dies auch regelmäßig von PatientInnen berichtet wird.
Insgesamt kann Heilfasten eine wirksame Methode zur Unterstützung des Immunsystems und zur Verringerung von Entzündungen im Körper und bei Long-COVID sein. Es ist jedoch wichtig, eine Fastentherapie unbedingt in Rücksprache mit einer ÄrztIn oder SpezialistIn durchzuführen, um sicherzustellen, dass es für den Körper keine zu große Belastung ist. Notfalls muss die Therapie wieder abgebrochen werden.
Auf den bei den Fastenkongressen der ÄGHE ist Heilfasten bei Long-COVID immer wieder Thema und es gibt bereits gute Erfahrungsberichte zu Wirksamkeit der Methode. Nichts desto trotz darf man noch mehr Forschung in diesem Gebiet der Medizin erfolgen.
Wie habe ich nun Long-COVID ausgehungert?
Ausgehungert ist vielleicht ein bisschen plakativ, aber meine Heilfastentherapie hat bei mir persönlich zu einer starken Verbesserung meiner Beschwerden (Infektanfälligkeit, Fatigue) geführt, deshalb will ich meine Erfahrungen hier teilen:
Als Vorbereitung habe ich über 8 Wochen eine orthomolekulare Therapie mit Nahrungsergänzungsmitteln durchgeführt um meinen Körper in einen "genährten" Zustand zu bringen. Des Weiteren praktizierte ich schon vorher regelmäßig Intervallfasten (OMAD, 16:8...) um meinem Körper das Umstellen des Stoffwechsels zu erleichtern.
Ich machte vor dem Fasten einen Entlastungstag, an dem ich nur sehr wenig zu mir nahm, dann fastete ich 5 Tage lang und nahm nur Wasser, Kräutertee und selbstgemachte Gemüsebrühe zu mir. Der erste und teilweise der zweite Tag waren ziemlich anstrengend für mich, danach kam aber die Energie wieder zurück. Am 7. Tag brach ich das Fasten mit leichter und probiotischer Kost. Während meiner Fastentage strengte ich mich weder geistig noch körperlich stark an, ich verzichtet auch größtenteils auf Medien und meditierte viel. Leichte Bewegung wie Spaziergänge taten mir jedoch gut.
Nach dem Fastenbrechen fühlte ich mich in puncto Energielevel und Krankheitsgefühl sehr viel besser als vorher, auch hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr so oft krank wurde (alles natürlich einschließlich des Zufalles, der vergangen Zeit und des Placeboeffektes...). Für mich persönlich hatte sich die Fastenkur jedoch auf jeden Fall gelohnt!
Das ist alles natürlich kein Patentrezept für jeden, gerade wenn man körperlich angeschlagen ist! Manchen Betroffenen mag eine Fastenkur zu anstrengend sein und zu einem "Crash" führen und keine positiven Effekte haben! Deshalb ist eine Heilfastentherapie am Besten unter der Betreuung/Beratung einer ÄrztIn oder SpezialistIn durchzuführen! Auch muss man sehr gut auf seinen Körper hören können und gerade in dieser Extremsituation gut "Pacen" können!
Wenn Interesse an einer online-geführten Heilfasten-Therapie besteht, werde ich ein Konzept ausarbeiten, damit möglichst viele diese Art der Therapie ausprobieren können!
Schreibt mit gerne eine E-Mail!
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