ME/CFS und Long-COVID - Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Was ist Long-COVID?
Long-COVID bezieht sich auf die Symptome, die bei manchen Menschen nach einer COVID-19-Infektion über den akuten Zeitraum hinaus haben. Halten diese Symptome mehr als 12 Wochen an spricht man offiziell von einem "Post-COVID-Zustand". Diese Symptome können Kurzatmigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme ("brain fog"), Schwindel, Schlafstörungen, Hautveränderungen und viele andere sein. Weitere häufige Symptome sind "Fatigue" und Belastungsintoleranz ("PEM") welche ebnefalls bei ME/CFS sehr häufig vorkommen. "Fatigue" und Belastungsintoleranz ("PEM") sind sogar die Leitsymptome von ME/CFS. Des Weiteren geht man davon aus, dass ME/CFS durch einen Virusinfekt, wie auch SARS-CoV-2 ausgelöst werden kann. Daher kann man leicht auf die Idee kommen, dass Long-COVID und ME/CFS ein und dasselbe sind.
So einfach ist es aber nicht. Die genaue Ursache von Long-COVID ist noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass es sich um eine komplexe Erkrankung handelt, die durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden kann, einschließlich der direkten Wirkung des Virus auf den Körper, einer Fehlregulation des Nervensystem, Nährstoffmangel und Autoimmunität.
Was ist ME/CFS?
ME/CFS ist eine chronische neuroimmunologische Erkrankung, die durch krankhafte Müdigkeit und Erschöpfung ("Fatigue") gekennzeichnet ist, die durch Ruhe oder Schlaf nicht adäquat verbessert wird. Auch "passt" die Erschöpfung nicht zu der vorausgegangenen Belastung. So kann es sein, dass sich eine Betroffene nach dem Duschen gehen erst einmal eine halbe Stunde hinlegen muss um sich von der Anstrengung auszuruhen.
Das zweite Leitymptom von ME/CFS ist PEM, die "Post-Exertional-Malaise", welche of mit "Belastungsintoleranz" umschrieben wird. PEM tritt typischerweise erst auf, NACHDEM eine Person körperlich oder geistig anstrengende Aktivitäten ausgeübt hat. D.h. nach einer Anstrengung verschlimmern sich die typischen Beschwerden der PatientInnen oft um ein vielfaches und können "Fatigue", Muskelschmerzen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Schwindel und Übelkeit umfassen. Man nennt diese Verschlimmerung auch oft "Crash". Die Symptome können mehrere Stunden bis zu mehreren Tagen anhalten und manchmal auch zu einer dauerhaften Verschlechterung führen. PEM und "Fatigue" können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und macht es oft schwer, alltägliche Aufgaben auszuführen oder am sozialen Leben teilzunehmen.
Weiter Symptomen von ME/CFS können jedoch auch chronische Schmerzen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme ("brain fog") oder Dysautonomien ("POTS"), was sich wiederum mit Long-COVID deckt.
Die Ursache von ME/CFS ist noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der das Immunsystem den Körper angreift und entzündliche Prozesse auslöst. Man vermutet aktuell eine Bildung von Autoantiantikörpern gegen Rezeptoren des sympathischen Nervensystems. Auch bei Long-COVID können autoimmune Prozesse an der Krankheitsentstehung beteiligt sein, jedoch ist dies nicht die einzige Theorie.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten:
Aus einer Studie zu Long-COVID geht hervor, dass ungefähr jede 5. Person mit Long-COVID nach 6 Monaten die Diagnosekriterien für Myalgische Enzephalomyelitis/chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) erfüllt. Die beiden Erkrankungen zeigen viele Überschneidungen in puncto Symptome und eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann über einen autoimmunen Prozess ein ME/CFS auslösen. Dennoch sind haben nicht alle Menschen mit Long-COVID automatisch ME/CFS. Bei Long-COVID können jedoch noch einige andere Pathomechanismen eine Rolle zur Krankheitsentstehung beitragen. Bestärkt wird dies auch dadurch, dass man Menschen mit Long-COVID teilweise anders behandeln kann als Menschen mit ME/CFS und dabei Heilungen erzielen kann.
Fazit:
Eine Gleichsetzung von Long-COVID und ME/CFS ist zu kurz gedacht und nimmt Long-COVID PatientInnen viele Behandlungsmöglichkeiten. Jeder Fall sollte einzeln begutachtet und aufgrund der Auslöser diagnostiziert werden. Sollten nach 6 Monaten die Kriterien für ME/CFS erfüllt sein, kann die Diagnose erweitert werden.
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